Vortrag: Hambacher Gespräche Der Zerfall von Staaten in Afrika – Folgen und Lösungsansätze In vielen Regionen Afrikas waren es die Kolonialmächte, die erst Staaten mit willkürlichen Grenzen und heterogenen Bevölkerungen schufen. Als die vergleichsweise jungen afrikanischen Staaten dann nach 1945 unabhängig wurden, erwiesen sie sich und damit auch ihre künstlichen Grenzen als überraschend stabil: Lediglich Eritrea (1993) und der Südsudan (2012) spalteten sich nach jahrzehntelangen Bürgerkriegen von Äthiopien und Sudan ab und wurden selbständig. Doch seit den 1990er Jahren befindet sich die Staatenwelt Afrikas – sowohl nördlich als auch südlich der Sahara – im Umbruch: Viele Staaten zerfallen in blutigen Bürgerkriegen und fast schon apokalyptische Szenen spielten sich in Somalia, Sierra Leone, Liberia, dem Kongo, der Zentralafrikanischen Republik und neuerdings auch in Libyen ab. Staatszerfall bedeutet in der Regel eine humanitäre Katastrophe. Die internationale Gemeinschaft ist weitgehend ratlos, wie sie reagieren soll. Zunehmend werden zerfallene und zerfallende Staaten als Sicherheitsrisiko wahrgenommen: Aus dieser Perspektive ist der Zerfallsprozess für Flüchtlingsströme in Afrika und nach außen mitverantwortlich. Die rechtsfreien Räume zerfallener Staaten gelten als Rückzugsgebiete von Terroristen und begünstigen kriminelle Netzwerke. Warum zerfallen die einst so stabil erscheinenden Staaten? Warum verläuft die Trennung so gewaltsam und nicht wie z.B. in der Tschechoslowakei friedlich? Was bedeutet das Ende von Staaten für die Entwicklungschancen des Kontinents? Welche Möglichkeiten gibt es, den Zerfall aufzuhalten oder den (Wieder-)Aufbau von Staaten von außen zu unterstützen? Es diskutierten Prof. Dr. Rainer Tetzlaff (Hamburg) und Staatsminister a.D. Dr. Ludger Volmer